Sobald sich das Licht in Intensität und Dauer ändert und die Temperaturen langsam fallen, ändert sich bei den Schildkröten der Hormonhaushalt. Das ist die Voraussetzung für die Vorbereitung auf die Winterstarre. Nachvollziehbar, dass es für die Tiere bei einer Indoor-Haltung so gut wie nicht möglich ist, sich auf die Winterstarre vorzubereiten, denn in der Wohnung ist es weiterhin kuschelig warm und viel zu lange hell.
Die Winterstarre ist Voraussetzung für die Gesundheit der Tiere - sowohl was die Stärkung des Immunsystems betrifft, die Fortpflanzungsfähigkeit und auch das Gewicht. Winterwache Tiere in den Wohnungen müssen monatelang gefüttert werden: die Tiere verfetten und werden krank. Tiere in Winterstarre halten ihr Gewicht oder nehmen geringfügig zu oder ab.
Die Tiere nehmen ab September die nächtlich kühleren Temperaturen von ca. 15 Grad wahr und fangen langsam an, weniger zu fressen. Das Futterangebot gibtes jedoch nach wie vor - nur etwas weniger, damit ich nicht so viel entsorgen muss.
Ab Oktober/November, wenn die nächtlichen Temperaturen über einen längeren Zeitraum auf 10 Grad oder weniger gefallen sind, stellen die Tiere das Fressen ein und baden häufiger in der Wasserschale, um ihren Darm zu entleeren - sie bereiten sich selbständig auf die Winterstarre vor. Wichtig ist, dass die Tiere draußen in ihrem Gewächshaus bzw. ihrer Schlafhütte bleiben und sie nicht ins Haus geholt werden!
Ich schalte im Gewächshaus bis November in immer kleiner werdenden Zeitintervallen die PAR-38-Strahler an, damit die Tiere sich die individuell notwendige Wärme zum Verstoffwechseln holen können. Die Tiere sind dabei sehr unterschiedlich: während Clothild bis Ende November noch ca. 1,5 Stunden unter dem Strahler liegt, haben sich Anna und Emma bereits seit ca. zwei Wochen ihre Plätze in der Schlafkiste ausgesucht und werden sich bald einbuddeln.
Ich persönlich bin Befürworter der Winterstarre draußen in dem Schutz-Schlafhaus mit Frostwächter, der sich einschaltet, sobald die Temperaturen unter 3 Grad fallen, um dann auf maximal 6 Grad wieder hoch zu heizen.
Draußen ist die Luftfeuchtigkeit hoch - im Kühlschrank muss ständig gestört und nachgefeuchtet werden.
Draußen ist es ruhig - im Kühlschrank springt immer wieder das Kühlaggretat an und stört die Tiere bei ihrer ruhigen Winterstarre.
Draußen gibt es natürliche Temperaturschwankungen und so kann es sein, dass ein Tier sich wieder ausbuddeln, sich ins etwas wärmere Gewächshaus setzt (in dem sich KEIN Futter befindet - nur eine gefüllte Wasserschale) und sich anschließend wieder einbuddelt. Alles ganz natürlich - im Kühlschrank ist das nicht möglich.
Aber für viele ist die Überwinterung draußen nicht möglich. Dann ist der Kühlschrank das Mittel der Wahl. Eine Überwinterung in der Wohnung ist grundsätzlich NICHT möglich und in der Garage/Schuppen oder manchmal zu warmen Keller schwierig. Prüft bitte, ob euer Keller kühl (also maximal 7-8 Grad) und frost- und rattensicher ist. Falls ja:
Füllt in maximal große Plastikkisten feuchtes (NICHT nasses) Substrat und lasst eine Hand breit Platz bis zum Kistenrand.
Als Substrat mische ich Mutterboden mit Sand und manchmal auch mit Spreu, welches für Meerschweinchenställe verkauft wird. Das Spreu macht den Boden schön locker und hält die Feuchtigkeit etwas länger im Boden.
Ca. Mitte bis Ende November badet ihr die Tiere, sobald sie über ca. ein- bis zwei Wochen das Fressen eingestellt haben und, in lauwarmem (eher lau als warm) Wasser (ca. 20-25 Grad) für ca. 20 Minuten. und setzt sie anschließend auf das Substrat. Darüber legt ihr Buchenlaub. Es sollte wenn irgend möglich das Laub der Buche sein, da dieses NICHT SCHIMMELT. Alternativ feuchtes Spagnum-Moos. Stellt die Kisten mit den Tieren über mehrere Tage an einen kühlen Platz (mit unter 10 Grad) und beobachtet, ob sie sich einbuddeln. Tiere, die sich auch über längere Zeit nicht einbuddeln, sollte man weiter beobachten. Es könnte sein, dass sie ihren Darm noch nicht genügend gereinigt haben. Badet sie nochmals und versucht dann erneut, sie einzuwintern. In der Regel buddeln sich die Schildkröten relativ zügig ein.
Bei der Kühlschrank-Überwinterung:
Überwacht täglich die Innentemperatur des Kühlschrankes mittels eines Temperaturfühlers, den ihr in den Kühlschrank legt. Die Temperatur ist außen an dem Gerät abzulesen (s. ‚Technik‘). Ein- bis zweimal in der Woche solltet ihr den Kühlschrank lüften und fühlen, ob das Substrat noch feucht genug ist. Der Kühlschrank ‚zieht‘ Feuchte aus dem Substrat!! Dann immer mit einem Blumen-Sprüher und kaltem (!) Wasser das Laub besprühen. Das Wasser tröpfelt vom Laub auf das Substrat und die Feuchte im Kühlschrank erhöht sich insgesamt.
Habt ihr noch konkrete Fragen? Dann schreibt mir einfach eine Mail und ich versuche, euch behilflich zu sein.